Gewaltfreie Kommunikation – Empathie als Basis erfolgreicher Kommunikation

Inspiriert durch Carl Rogers und Mahatma Gandhi entwickelte Marshall B. Rosenberg das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation. Dieses Konzept hilft seit den Auseinandersetzungen mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, Anfang der 60er Jahre, im Bereich der Bildung, Psychotherapie und bei politischen Verhandlungen oder Geiseldramen. Rosenberg selbst gab Zeit seines Lebens Schulungen und Trainings in vielen Staaten der Welt. Er half, mit seiner Idee Empathie zum Kern gelungener Kommunikation zu machen, vielen Menschen Zielkonflikte zu beseitigen und Win-Win-Szenarien zu kreieren. 

Grundprinzip

Prinzipiell baut die gewaltfreie Kommunikation auf der Annahme auf, dass alle Menschen grundsätzlich bereit sind Wünsche und Bedürfnisse Anderer zu erfüllen oder Kompromisse einzugehen, wenn bestimmte Bedingungen bzgl. der Art und Weise und des Kontextes erfüllt sind. Daher besteht das Konzept darin sich den Gefühlen und Wünschen des Gegenüber bewusst zu werden, emphatisch zuzuhören, und im Gegenzug möglichst so zu kommunizieren, dass das Gegenüber Empathie empfinden kann. 

Empathie durch aktives Zuhören

Um die Wünsche und Bedürfnisse des Gesprächspartners wirklich wahrzunehmen, bedarf es zunächst der Fähigkeit die eigenen Gedanken ein Stück weit hintenanzustellen. Denken sie nicht darüber nach was sie als nächstes Sagen können oder wollen. Versuchen sie nicht parallelen zu sich und ihren Erlebnissen herzustellen. Seien sie ganz im hier und jetzt und konzentrieren sie sich vollkommen darauf was ihr Gegenüber ihnen versucht mitzuteilen.

Beim aktiven zuhören können sie durch Rückfragen sicherstellen, dass sie eine bestimmte Situation oder Gefühl korrekt erfasst haben und gleichzeitig ihrem Gesprächspartner aufrichtiges Interesse signalisieren. Oft geschieht dies auch durch ein kleines bestätigendes nicken, augenkontakt oder einem verständnisvollen Laut wie „mmh“, „ja“, „okay“, „verstehe“ oder dergleichen. 

 Wenn sich zwischen zwei Menschen Empathie oder sogar Sympathie aufbaut wird dies oft durch unbewusstes Spiegeln des gegenüber deutlich. Hierbei werden oft ähnliche Mimik und Gesten, gleiche Körpersprache oder Formulierungen angewandt, um unterbewusst zu signalisieren: „Ich bin wie Du. Wir sind Freunde, keine Feinde.“. Dieses Menschliche Verhalten lässt sich, je nach Situation, natürlich auch bewusst einsetzen, um Gesprächsbereitschaft und Offenheit zu fördern. Aber seien sie vorsichtig. Je mehr Gesprächspartner über dieses Wissen verfügen, umso größer wird die Skepsis über den bewussten Einsatz solcher Techniken und die dahinterstehende unterbewusste Manipulation. 

Ziel des aktiven Zuhörens ist es, die Bedürfnisse und Wünsche des gegenüber wahrhaft zu erfassen und eine Umgebung zu schaffen in dem dieses möglich ist. Hier spielen vor allem Konzepte der psychologischen Sicherheit eine Rolle, die eine offene und vertrauensvolle Kommunikation erst ermöglichen.

Die 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation

Rosenberg nahm an, dass jeder Gesprächspartner bereit dazu ist die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen, solange sie in bestimmter Art und Weise kommuniziert werden. Um die Empathie des Gegenübers zu erhalten, entwickelte er folgenden Mitteilungsaufbau. 

Beobachtung: Sie beschreiben zunächst, möglichst neutral, eine konkrete Handlung, Ereignis oder das Ausbleiben dessen. 

Gefühl: Anschließend legen sie dar welches Gefühl diese Beobachtung bei Ihnen auslöst oder ausgelöst hat. Dies könnte zum Beispiel Wut oder Angst sein.

Bedürfnis: Ihre Gefühle sind oft ein Indikator für die Verletzung Ihrer Grundbedürfnisse. Beschreiben sie hier warum sie sich wütend, traurig, glücklich, etc. gefühlt haben. Erläutern sie beispielsweise Ihr Bedürfnis nach Ordnung und Sauberkeit, Sicherheit, Ruhe, Harmonie oder ähnlichem. 

Wunsch oder Bitte: Schließen sie Ihre Aussage mit einem Wunsch oder einer Bitte an Ihr Gegenüber ab. 

Beachten sie, dass die gewaltfreie Kommunikation durch eine neutrale oder offene Körpersprache, durch sanfte Betonung und einen nicht anklagenden Satzbau unterstützt wird. Ziel ist hierbei nicht Ihr Gegenüber mit Argumenten zu überzeugen oder durch Machtausübung zur Einsicht zu zwingen, sondern lediglich ihre Sicht der Dinge darzulegen und mittels Empathie gemeinsame Ziele zu erreichen. 

Ebenfalls wichtig sich stets neu vor Augen zu führen ist, dass die vier schritte nicht nur für negatives Feedback, sondern auch für positives Feedback, also die Bestärkung von positiven Verhalten, genutzt werden kann. 

Herausforderungen

Gegenseitiges Verständnis durch die Fähigkeit des Nachempfindens ist eine grundlegende menschliche Eigenschaft. Daher findet Rosenbergs Konzept der gewaltfreien Kommunikation in der ganzen Welt Anklang. Damit sie erfolgreich angewandt werden kann sollten sie sich jedoch auf die jeweiligen Umstände und Gegebenheiten einstellen. So kann der Kontext und die Motivation warum man ein Gespräch sucht Einfluss auf dessen verlauf nehmen. Verfolgen sie Ihre Interessen, die des Gegenübers oder gemeinsame? Leben sie beispielsweise in Asien, in der Feedback eher zurückhaltend oder verklausuliert gegeben wird. Oder leben sie in einer westlichen Kultur, in der es mehr offenes Feedback gibt? Gibt es unausgesprochene Regeln, wie, negatives Feedback wird nur unter vier Augen gegeben und positives kann auch vor einer Gruppe geäußert werden? Aus welcher Kultur, Firma, Background, Elternhaus kommt Ihr Gesprächspartner? Auf dem Weg zur gelungenen Kommunikation gilt es viele Faktoren abzuwägen und Fragen zu beantworten.

Dazu gehört auch zu verstehen, dass das was sie ausdrücken wollen nicht immer auch so verstanden wird. Hier kann man auf das Konzept der vier Seiten einer Nachricht verweisen. Das bedeutet, dass eine Nachricht, vor einem gewissen Kontext mit einem gewissen Ziel, gesendet wird und die Interpretation, welche durch den Empfänger, und dessen Kontext und Erfahrungen, vorgenommen wird, davon abweichen kann.

Zusätzlich zur Komplexität im Verständnis der Sachebene eröffnen sich weitere Herausforderungen durch die Emotionalität beim Interpretieren von Nachrichten. So kann durch eine Äußerung Wut, Angst, Scham, Freude, Neugier und viele weitere Emotionen geweckt werden, welche die Diskussion von der Sachebene fortbringt. Hier gilt es stets auf die Sachebene, dem sogenannten Erwachsenen-Ich zurückzuführen. In diesem Konzept ist das Erwachsene-Ich, die Person, welche rational denken und entscheiden kann. Das Kindliche-Ich durchlebt impulsiv Gefühle und Erinnerungen. Das Elterliche-Ich verfällt reflexartig in gelernte Verhaltensmuster. Auf der Sachebene ist man offen für den Austausch von Argumenten und kann sich der Situation Anderer öffnen, was in den anderen beiden emotionalen Zuständen in der Regel nicht möglich ist. 

Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt

Jetzt sind Sie gefragt! Üben Sie sich im aktiven zuhören und versuchen Sie ganz bewusst Ihre eigenen Überlegungen und Gedanken hintenanzustellen. Äußern Sie Ihre Anliegen nach dem 4 Schritte Muster und überdenken im Vorfeld den Kontext Ihrer Gespräche. Falls Sie Fragen haben oder Unterstützung brauchen, melden Sie sich gerne jederzeit bei uns.

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