Jake Knapp entwickelt und implementiert 2010 bei Google Ventures eine Methode zur digitalen Produktentwicklung. Der Design Sprint wird geboren.
Design Sprints geben einen Rahmen vor, um in kürzester Zeit ein spezifisches Problem zu erörtern, eine Lösung zu skizzieren, erste Prototypen zu entwickeln und im Anschluss zu testen. Die Methode vereint das Beste aus Design Thinking, UX Design, Lean Startup und Agile, um diesen Erfolg zu garantieren.
Durch die enge und konzentrierte Zusammenarbeit in einem Sprint können oftmals lange Diskussionen und monatelang andauernde Prozesse auf eine einzige Woche komprimiert werden. Mit Hilfe von realistischen Prototypen erhalten Sie klare Daten zur Validierung von Produktideen noch bevor Zeit und Geld in ein Minimal Viable Product (MVP) geflossen sind. Der Sprint gibt Ihnen also eine Superheldenfähigkeit: Sie können in die Zukunft vorspulen, um Ihr fertiges Produkt und die Kundenreaktionen zu sehen, bevor Sie teure Verpflichtungen eingehen.
Hierfür kommen alle relevanten Kompetenzträger (z.B. Produktverantwortliche, Stakeholder, Experten) für fünf Tage zusammen. Die Ergebnisse eines Design Sprints sind vielfältig:
- Den Prototypen anpassen: Die Produktidee wird von den Testnutzern gut angenommen, es sind aber während des Tests Unstimmigkeiten aufgefallen. Die Idee sollte anschließend weiterverfolgt und das Feedback eingebaut werden.
- Die Idee verändern: Die Produktidee erfüllt die Bedürfnisse des potenziellen Nutzers nur zum Teil. In diesem Fall ist es ratsam, die Idee so zu verändern, dass die Bedürfnisse des Nutzers wieder in den Fokus gerückt werden.
- Die Idee verwerfen: Die Produktidee hat keine Relevanz für die Nutzer. Bei diesem Ergebnis ist es ratsam, die Idee nicht weiter zu verfolgen. Dieses Ergebnis sollte allerdings nicht als Scheitern gesehen werden, sondern als neugewonnene Erkenntnisse über das Produkt, die Zielgruppe und den Markt.
Motivation
Die Idee zu den Design Sprints entstand aus der Erkenntnis, dass Brainstormings zwar oft viele gute Ideen hervorbringen, aber durch die Gruppendynamik einige Probleme entstehen können. Spätestens bei der Entscheidung über „gute“ und „schlechte“ Ideen kommt es immer häufiger zu Kompromissen, die dazu führen, dass einige gewagte Ideen es nicht in das finale Konzept schaffen. Jake Knapp stellte zu dieser Zeit ebenfalls fest, dass viele „brillante“ Ideen nicht aus einer Gruppe herauskamen, sondern von einzelnen Personen, die sich die nötige Zeit nehmen konnten, um ihre Idee in Ruhe weiterzuverfolgen. Um zielgerichteter und konzentrierter zu arbeiten, wird der digitale Produktentwicklungsprozess durch einen festen zeitlichen Ablauf unterstützt.
Ablauf
Tag 1: Verstehen
Am ersten Tag gilt es, das Problem beziehungsweise die Aufgabenstellung für alle Beteiligten möglichst klar aufzuzeigen. Lösungsansätze der Vergangenheit werden dabei zur Sprache gebracht und analysiert. Unternehmen mit ähnlichen Produkten, die Lösungen für das vorab definierte Ziel anbieten, können helfen mögliche Anknüpfungspunkte zu finden.
Tag 2: Lösungsansätze finden
Der zweite Tag wird der Findung von Lösungen gewidmet. Dabei gilt es viele verschiedene Ansätze für die Lösung der am ersten Tag festgestellten Probleme zu finden. In dieser Phase kann jeder seine Ideen zu Papier bringen. Anders als beim Brainstorming arbeitet man hier ungestört und muss seine Ideen nicht zunächst in einer Gruppe durchsetzen. Der Prozess beschränkt sich nicht auf Designer: Jeder vom Designer bis zum CEO soll seinen Input beisteuern können.
Tag 3: Entscheiden
Am dritten Tag müssen die besten Ideen ermittelt und eine oder mehrere User-Stories herausgearbeitet werden. Hierfür bieten sich diverse Abstimmungsverfahren, wie zum Beispiel das DOT-Voting an. Jeder kann mit einem Sticker auf den Entwürfen der Kollegen gute Ideen markieren. Durch die so entstehenden „Heatmaps“ kristallisieren sich schnell die besten Ideen heraus. Diese können dann im Team kombiniert und zu ersten Mockups und einer User-Story verarbeitet werden.
Tag 4: Prototypen
Am vierten Tag entstehen die Prototypen des Produktes, die später Benutzern vorgeführt werden können. Die Prototypen müssen für Externe benutzbar sein und sich halbwegs echt anfühlen, um später ein möglichst realistisches Feedback erhalten zu können.
Tag 5: Überprüfen
Am fünften Tag wird der Prototyp Testern vorgeführt, um herauszufinden, welche der Ideen tatsächlich funktionieren und welche nicht. Hierfür werden die am vierten Tag entwickelten Prototypen „echten“ Benutzern vorgelegt. Also Menschen außerhalb des Unternehmens, die im besten Fall bisher keine Erfahrungen mit dem jeweiligen Produkt sammeln konnten.
Durch gezielte Fragestellung und das User-Feedback können so Ideen bestätigt oder verbesserungswürdige Punkte im Konzept aufgedeckt werden.
3..2..1..Sprint!
Design-Sprints vereinen Zeitdruck, Teamarbeit und User-Feedback, lassen aber durch das Wegfallen des klassischen Brainstormings bei der Ideen-Entwicklung auch Platz für individuelle Herangehensweisen. Somit ist das fünftägige Design-Sprint-Konzept eine gute Möglichkeit, um in kleinen Gruppen schnelle und messbare Ergebnisse zu erzielen.
Detaillierte Beschreibungen zu jedem einzelnen Tag des Design-Sprints gibt es auf dem Google-Ventures-Blog. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf und lassen Sie sich beraten. Wir wünschen Ihnen in jedem Fall viel Erfolg!