Tribal Leadership – Wandel oder Rückbesinnung von Führung?

In der heutigen Unternehmenswelt wird viel über Führung diskutiert. Wie sich die Führungsrolle wandelt von Führen durch Expertenwissen und mittels Anweisungen hin zu einer unterstützenden Führung. Eine Führung die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Strategien und Methoden, um Erfahrungen und Wissen eigenständig zu generieren. Das führt zu mehr Selbstorganisation, schnelleren Entscheidungen und Abläufen in der Organisation. Das ist die eine Seite der Medaille von Servant Leadership. Die andere Seite fokussiert sich auf den Menschen, auf das Individuum und das Zusammenspiel der einzelnen in einer Gruppe, in einem Team. Während der klassische Manager von damals noch allein mit Aufgaben, Deadlines und Ressourcen jonglierte, konzentrieren sich Führungskräfte heute auf die Stimmung im Team und die Weiterentwicklung der Teammitglieder. 

Wie genau funktioniert Führung?

Hierzu gibt es diverse Methoden und Denkmodelle. Eine Art der Betrachtung ist Tribal Leadership. Weltanschauung und Buch von Dave Logan. Der Autor ist 1968 geboren und Professor für Organisationelle Kommunikation der Universität Süd-Kaliforniens. Durch seine Studien und Interviews kommt er zu dem Schluss, dass sich Menschen, unabhängig von Ihrem Umfeld, in Stämmen (Tribes) organisieren.  –  es Schon schon immer organisiert so getan haben  und auch in Zukunft immer organisieren wieder werden. Jeder Mensch kann gleichzeitig Teil Mitglied mehrerer dieser 20 bis 150 Personen großen Gruppen sein.  Ein Tribe wird von einem oder mehreren Stammesführern vertreten. Sie vermitteln innerhalb der eigenen Gruppe, repräsentieren sie nach außen und vernetzen Menschen der eigenen Gruppe mit Mitgliedern anderer Gruppen. Letzteres stets aus der Motivation heraus die Ziele der Personen zu unterstützen und die Weiterentwicklung voranzutreiben.  Ein Stamm zeichnet sich nicht nur durch gemeinsame Interessen und Ziele aus, sondern auch durch Ihre Kultur. Laut Dave Logan gibt es für den kulturellen Reifegrad fünf Stufen, die auch die Weltanschauung Ihrer Mitglieder widerspiegelt. 

Stufe 1 – Life sucks! 

Dieser Reifegrad ist der primitivste. Hier geht es um das nackte Überleben. Eine Gruppe gleichgesinnter mit negativen Weltansichten findet sich hier zusammen. Eine Kultur der Destruktivität. Diese Stufe wird beispielsweise in Straßengangs oder in Gefängnissen angetroffen. Selbstmordattentäter, die sich im Internet zusammenfinden, haben oft diese Weltanschauung und dies prägt auch deren Verhalten. Allgemein gilt für Dave Logan: Du tust was Du denkst. Das eigene Verhalten spiegelt also die eigene Sicht auf die Welt und das Leben wider. Wenn jemand dem Leben allgemein feindselig gegenübersteht, drückt sich das auch in der eigenen Lebensweise und der Missachtung des Lebens aus. 

Stufe 2 – My Life sucks!

Die zweite Stufe spiegelt immer noch keine wünschenswerte Umgebung wider, zeigt aber bereits einen entscheidenden Unterschied. Die Mitglieder dieser Gruppe sind davon überzeugt, dass das Leben allgemein schön sein kann, nur eben nicht das eigene. In dieser Gruppe findet sich oft Frustration, Resignation und Depression an. Es fehlt oft der Antrieb die eigene Situation zu verändern. Stattdessen finden sie sich in ihrem  Leidihrem Leid zusammen. Diese Art der Kultur kann auch in großen Organisationen vorgefunden werden. Unternehmen, die nach außen potent und erfolgreich wirken, beherbergen oft eine Menge Menschen, die in ihrer Art der Tretmühle gefangen sind. Das Leben wäre so schön, wenn sie diesen oder jenen Job hätten. Diese Qualifikation machen dürfen oder den Bonus am Jahresende erhalten. Aber da dem nicht so ist, ist das eigene Leben nicht gut. 

Stufe 3 – I’m Great! But you are not.

In der dritten Stufe herrscht eine Kultur der Selbstüberschätzung und des ständigen Wettbewerbs. Hier geht es darum den eigenen Selbstwert durch einen Sieg über andere zu steigern. Dieser Stamm weist eine hohe Konzentration an Egoisten auf, die stets auf Ihr eigenes Wohl bedacht sind. Diese Menschen sind in der Regel intelligent, sehr erfolgreich und arbeiten in bekannten Unternehmen. Die Kultur ist allerdings für viele Menschen auf Dauer nur schwer zu ertragen und sie verlassen diese Firmen oder schließen sich einem Stamm der Stufe 2 innerhalb dieser Unternehmungen an. 

Stufe 4 – We are Great! 

Hier beginnt der Reifegrad der Inklusion, der Einbeziehung aller innerhalb des Stamms. Jeder begreift sich als ein gemeinsames Konstrukt und ist sich der eigenen Kultur bewusst. Es wird die eigene Andersartigkeit akzeptiert und nutzt dies als Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Gruppen. Hier können Innovationen entstehen, da hier Offenheit und Selbstbewusstsein gelebt werden. 

Stufe 5 – Life is Great!

In der fünften Stufe geht es nicht mehr um die Betrachtung des Individuums oder der Gruppe, sondern darum welchen Einfluss auf die Welt als Ganzes genommen werden kann. In dieser Stufe wird nicht mehr darauf geschaut, was individuell oder als Gruppe erreichen werden kann, sondern welchen Beitrag die eigene Gruppe zum Wohle aller leisten kann. Diese Kultur kann sich in altruistischen Gruppen und humanistischen Vereinigungen wieder finden. Allerdings können auch Firmen aus allen Bereichen diese Stufe erreichen, indem sie sich ihrer Fähigkeiten bewusst, um große Probleme der Welt kümmern, ohne den finanziellen oder wettbewerbstechnischen Vorteil zu fokussieren. 

Die Aufgabe der Stammesführer

In der Theorie von Tribal Leadership können Personen einer bestimmten Stufe nur Argumentationen oder Motivation einer umliegenden Gruppe, also der darunter oder der darüberlegenden, nachvollziehen. Eine Gruppe kann ihre Kultur nicht aus sich selbst heraus ändern. Dies geschieht nur durch Menschen aus anderen Gruppen, die in diesem Stamm aufgenommen werden, oder Menschen die den Stamm in eine andere Gruppe verlassen. Die Aufgabe der Stammesführer, der Tribal Leader ist es also, ungeachtet ihrer eigenen Ansichten, Menschen aus verschiedenen Kulturen miteinander zu vernetzen. Bei dieser Art von Networking geht es nicht darum die eigene Reichweite durch möglichst viele Kontakte zu erweitern und eine Gefolgschaft aufzubauen, sondern sogenannte triadische Beziehungen aufzubauen. Sie machen eine unbekannte Person mit einer anderen unbekannten Person bekannt. Dadurch entstehen neuen Stämme der Vielfalt und der Offenheit. Diese Stämme treiben Innovationen voran und verändern die Welt. Damit sie dies tun können ist es diese Führer besonders wichtig auf den verschiedenen Ebenen mit Menschen kommunizieren zu können und nachvollziehen zu können, dass die Veränderung der eigenen Kultur nur schrittweise erfolgen kann. 

Wie wird Ihr Stamm die Welt verändern?

Reflektieren Sie zunächst für sich selbst, welchen Blick Sie auf das Leben und die Welt haben. Wie sehen das Ihre Kollegen? Welche Kultur leben Sie in Ihrem Unternehmen? Falls Sie mehr über unterstützende Führung und Kultur erfahren möchten – wir helfen Ihnen gerne. Oft ist es auch hilfreich einen Blick von außen auf die eigene Kultur zu erhalten. Gemeinsam ermitteln wir mit Ihnen, wo Sie stehen, stehen wollen und wie der Weg dorthin aussehen kann. 

Ps: Bei Dave Logans Studien entfielen im übrigenÜbrigen 2% der Teilnehmer auf Stufe 1, 25% auf Stufe 2, 48% auf Stufe 3, 22% auf Stufe 4 und 2% auf Stufe 5. 

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