Ikigai – Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Industrialisierung, Informationsgesellschaft, Digitalisierung, Agilisierung, Corona-Pandemie, Künstliche Intelligenz, der nächste Lebensabschnitt, Ruhestand … es gibt zahlreiche Gründe, sich mit dem Thema Sinnhaftigkeit im Leben allgemein und in der Arbeit im Speziellen auseinanderzusetzen. Wir stellen immer öfter fest, dass es Mitarbeitern in Unternehmen nicht mehr ausreicht, pünktlich ihr Gehalt zu bekommen, mit netten Leuten, neuester Technik und ausreichend frischem Obst zu arbeiten. Sie möchten einen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Der Sache, der sie dienen möchten, soll einen Purpose, eine Bestimmung haben. Wir Menschen möchten mit unserer Zeit etwas Sinnvolles und Wertstiftendes anfangen und das ist nicht erst seit gestern so, gewinnt aber derzeit immer mehr an Bedeutung. Warum sind wir hier? Was ist unsere Bestimmung und was macht das Leben lebenswert? In diesem Zusammenhang liest und hört man immer häufiger den Begriff des „Ikigai“.

Fernöstliche Weisheiten für ein langes und zufriedenes Leben

Ikigai kommt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie „wofür es sich zu leben lohnt“. Die Philosophie findet bereits im 14. Jahrhundert erste Erwähnungen und erlebt seit den 1960er Jahren einen regelrechten Boom. Ihr Geburtsort wird der japanischen Insel Okinawa zugeordnet, welche den Rekord bei den ältesten Menschen der Welt hält. Ein Zufall? Ikigai beschreibt dabei nicht nur das Gefühl selbst, wenn man seinen Lebenssinn gefunden hat und diesem nachkommt, es beschreibt auch, aus welchen Aktivitäten und Komponenten es zusammengesetzt ist und wie man es für sich ganz individuell erforschen und finden kann. Findet man sein Ikigai, soll dies ein Gefühl der Lebensfreude und der inneren Zufriedenheit bewirken. Das persönliche Ikigai entsteht aus den Kernelementen Berufung, Beruf (Profession), Mission und Passion (Leidenschaft). Die Schnittmengen dieser Elemente ergeben ein übergeordnetes Grundbedürfnis.

Die Methode 

Um sein persönliches Ikigai zu finden, bedarf es einer tiefen und regelmäßigen Selbstbetrachtung. Hierzu gilt es sich selbst einige Fragen zu beantworten und sich auszuprobieren. Für einige ist vollkommen klar „Was die Welt braucht“, aber nicht unbedingt „Worin Du gut bist“ oder umgekehrt. Diese Reflexion bedarf Zeit und einem gewissen Knobelgeschick sowie der Lust zu experimentieren, Dinge zu verändern und zu erforschen. Die Suche nach dem Ikigai wird nicht unbedingt einfacher, wenn man den Weg kennt, dafür wird sie zielgerichteter. Hat man die ersten Fragen für sich beantwortet, ergeben sich daraus mögliche weitere Antworten für die vier Kernelemente. Und aus deren Schnittstellen wiederum ergibt sich das persönliche Ikigai.

Ikigai Modell: Japanische Methode, um mit vier Fragen den Sinn des eigenen Lebens zu finden.

Wenn alle vier Elemente erfolgreich ins Leben integriert wurden und in einem balancierten Verhältnis zueinanderstehen, erreicht man sein Ikigai. Denn an diesem Punkt überschneiden sich individuelle Talente und Bedürfnisse mit dem, was die Welt von Ihnen braucht und womit Sie Ihr Geld verdienen können. Das Modell bezieht also alles Wichtige in unserem Leben mit ein.

Wir schränken uns selbst als Person nicht ein, wir können jemandem oder bei etwas helfen, demnach unsere Nächstenliebe ausleben und wir haben ein gesichertes Einkommen durch etwas, was uns Freude bringt. Erst wenn diese Bereiche in Harmonie miteinander gebracht wurden, kann man, laut Ikigai, ein sinnvolles Leben führen.

Die ersten Schritte

Doch wie kommt man nun dahin? Um die ersten Schritte der Selbstbetrachtung anzugehen, benötigt man zunächst einmal Zeit, einen ruhigen Ort, sowie Stift und Papier. Anschließend geht es darum, sich vor Augen zu führen, was man liebt. Was tun Sie gerne. Worin sind Sie gut? Welche Fähigkeiten haben Sie im Laufe der Jahre entwickelt? An dieser Stelle beginnt bereits der Spaß. Wie lassen sich Ihre Leidenschaft mit Ihrem Können verknüpfen? Für welcher Ihrer Fähigkeiten würden andere Menschen Sie bezahlen? Und der letzte Aspekt: Was braucht die Welt? Was fehlt Ihrer Meinung nach? Was vermissen Sie selbst und würden es nutzen? Wofür gibt es einen Markt? Für diese Fragen sollten Sie sich ausreichend Zeit und Raum geben.

Die Antworten, die Sie darauf finden werden, werden Sie vielleicht motivieren, irritieren oder vor neue Fragen und Herausforderungen stellen. An diesem Punkt beginnt Ihre agile Reise zu Ihrem Ikigai. Experimentieren Sie, lassen Sie kleine Testballons aufsteigen und sehen was es mit Ihnen und Ihrem Umfeld macht. Eventuell ergeben sich neue Erkenntnisse und Sie können erneut in die Selbstreflexion starten und die nächste Iteration beginnen. Wichtig ist dabei, dass Sie wirklich alles aufschreiben. Vom Kopf in die Hand und umgekehrt. Dies ist ein Prozess, der entscheidend zum Ergebnis beiträgt. Alle Antworten sind erlaubt! 

Die Reise zum Ich

Perfekt geht anders, aber vielleicht ist der Weg das Ziel. Ich selbst habe mit Mitte 30 noch den Motorradführerschein gemacht und Schweden bereist, ein Digital-Start-Up gegründet, eine Profi-Sport-Mannschaft unterstützt, publiziere demnächst ein Kinderbuch, bereite eine YouTube-Karriere vor, versuche Gitarre, Basketball und Skateboard fahren zu erlernen, während ich jeden Tag von unserem Hund und unserem Beziehungsleben neu gefordert werde. Derzeit suchen wir nach einer Immobilie in Schweden. Auch ich habe mein Ikigai noch nicht gefunden, aber seitdem ich mich darum bemühe, mehr Spaß im Leben zu haben und mehr die Dinge zu tun auf die ich wirklich Lust habe, und ja dazu gehört Dungeons and Dragons mit meinen Freunden zu spielen oder Warhammer 40.000 Figuren zu kaufen und sie vollstauben zu lassen, seitdem habe ich das Gefühl meinem Ikigai näher zu kommen. 

Ikigai im Unternehmen

Ikigai kann auch in Ihrem Unternehmen einen Sinn ergeben. Finden Sie gemeinsam heraus, was Ihre Kollegen und/oder Mitarbeiter gerne tun, worin sie gut sind und welche Dienstleistungen oder Produkte sich daraus für Ihre Kunden ergeben können. Falls Sie noch Fragen haben oder Unterstützung bei der Anwendung von Ikigai in Ihrer Organisation haben, zögern Sie nicht und nehmen gerne Kontakt zu uns auf.

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